C90 Studio Sprachauswahl

Gute Sprachaufnahmen? Geht doch ganz einfach, oder?

Moritz ist als Producer bei C90 Studio tätig. Mit seinem abgeschlossenen Studium als Bachelor Of Engineering und bei uns als Producer im Studio, hält er alle Audio-Stränge zusammen oder schneidet sie im Sprachschnitt perfekt auseinander. Durch seine effiziente Arbeitsweise, managt er große Projekte zuverlässig und hat einen einzigartigen Wissensschatz im Bereich der Audioproduktion.


Hier bekommt ihr einen Einblick hinter die Kulissen.

Interview

C90 Studio: Hallo Moritz, was sind die Basics, um ein Tonstudio aufzubauen?

Moritz:
Als erstes braucht man ein Signal, das man aufnimmt, einen Raum, der vernünftig klingt, ein Mikrofon, ein Kabel und dann einen Wandler, der das Mikrofonsignal wandelt und für den Computer verständlich macht. Einen Computer an dem der Wandler angeschlossen werden kann, der dann wiederum die 1 und die 0 vom Wandler versteht, also die Digitalsprache. Und eine Aufnahmesoftware, in unserem Fall ist das die DAW, die Digital- Audio-Workstation. Kopfhörer oder Boxen, dass man hört was man bearbeitet.
Kopfhörer für die Aufnahme und die Boxen zum checken.

C90 Studio: Viele Sprecher*innen nehmen mittlerweile ihre Sprachaufnahmen zu Hause auf. Hörst du den Unterschied heraus, ob eine Sprachaufnahme in einem Tonstudio oder zu Hause mit professionellem Equipment aufgenommen wurde?

Moritz:
Man hört den Unterschied schon heraus, aber nicht am Equipment, sondern am Raum. Der Raum ist das größte Problem, meistens hat er zu viel Hall. Viele Sprecher*innen achten mittlerweile darauf, dass alles akustisch optimiert ist, aber nur oberflächlich. Man hört es dann nicht direkt, sondern indirekt über eine stark bearbeitete Tonaufnahme.

C90 Studio: Welcher Teil der Aufnahmetechnik ist entscheidend für eine sehr gute Qualität der Sprachaufnahmen?

Moritz:
Wie eben schon erwähnt ist der Raum das A und O. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass das Mikrofon zur Stimme passt.

C90 Studio: Wie findet man das heraus?

Moritz:
Da gibt es nur eine goldene Regel und die heißt ausprobieren. Man kann Mikrofone kaufen, ausprobieren und wenn es nicht passt dann wieder zurückschicken. Also mehrere Aufnahmen machen und diese dann vergleichen. Aktuell machen viele Studios einen riesigen Hype um den PreAmp, um den Vorverstärker, der das Mikrofonsignal von der Lautstärke her anhebt. Der ist aber nicht entscheidend, sondern sollte sogar bei professionellen Sprachaufnahmen neutral sein.
Die Wandler bei Audio-Interfaces, die das Mikrofonsignal in 1 und 0 für den Computer umwandeln sind mittlerweile bei allen Herstellern so gut geworden, dass man da Geld sparen kann und das Geld lieber in eine gutes Mikrofon investieren sollte. Ein sehr gängiges Mikrofon für professionelle Sprachaufnahmen ist ein Neumann TLM 103 oder von Rhode, preiswert und doch sehr gut, gerade wenn der Raum funktioniert und gut klingt, dann sind diese Mikrofone absolut stark.

C90 Studio: Was hältst du von Eierkartons an der Wand für eine bessere Akustik?

Moritz:
Das funktioniert nicht. Ein starkes Mysterium, das sich lange gehalten hat. Durch ihre gewellte Oberfläche, sollen die Eierpappen den Sound streuen und dadurch Echos vermeiden. Echos entstehen immer zwischen parallelen Wänden. Die Eierpappen sind aber so dünn, dass sie nur für ganz hohe Frequenzen diesen Effekt haben, aber für tiefe Frequenzen existieren sie nicht, da geht der Schall einfach durch und es passiert gar nichts.

C90 Studio: Was wäre die Alternative?

Moritz:
Definitiv Absorber, im Sprecherbereich Absorber. Man sollte nicht mit sogenannten Diffusoren arbeiten. Die Eierpappen sind im weitesten Sinne, zumindest für hohen Frequenzen, ein Diffusor. Aber im Sprachbereich
ist es wichtig den Nachhall, das Hallen im Raum, zu unterdrücken und das erreicht man am besten mit einem Absorber.

C90 Studio: Aus welchem Material ist ein Absorber?

Moritz:
Materialien die sehr gut dämmen, zum Beispiel: Mineralwolle, Flachs, Hanfstroh oder richtiges Stroh, das ganze wird dann mit einer Folie verkleidet damit der Raum nicht dreckig wird und dann kommt ein Tuch davor, um es schön zu machen.

C90 Studio: Wie sieht die zukünftige Entwicklung der Tontechnik aus. Gibt es überhaupt noch Entwicklung? Es ist ja technisch alles schon optimiert.
Wo und was kann man dann noch optimieren?

Moritz:
Es wird alles digitaler. Das muss man ganz klar sagen. Wir erleben es gerade selber in unserem Studio, dass immer mehr Sprecher*innen zu Hause aufnehmen, dann die Aufnahme an uns schicken, wir bearbeiten diese dann nach und schicken es an den Klienten. Das geht natürlich nicht ohne die Digitalisierung. Durch einen guten Netzausbau werden die Leitungen immer besser und wir können gute Qualität hin und her schicken. Von der Technik her ändert sich eigentlich nichts.
Es werden immer noch die selben Mikrofone genommen wie früher, das U 87 ist jetzt seit mindestens 40 oder sogar 50 Jahren auf dem Markt und es funktioniert immer noch. Es ist eines der beliebtesten Mikrofone. Natürlich gibt es Neuauflagen davon. Das Grundsystem bleibt aber gleich.
Bei der Software ändert sich einiges hinsichtlich auf künstliche Intelligenz.
Ihre Tools helfen uns Störgeräusche zu unterdrücken indem sie analysiert und dann aus der Stimme herausgefiltert werden. Wir setzten auf die Tools der Firma iZotope, um Mundgeräusche zu verhindern. Wenn beim Sprechen ein Spuckfaden abreißt, verhindert dieser Tool die Schnalz- oder Klickgeräusche. Die künstliche Intelligenz sucht sich wie gesagt diese Störgeräusche raus und minimiert dann diese Töne. Das per Hand herauszufiltern ist meistens gar nicht möglich, da die Schnalzer über das ganze Frequenzspektrum verstreut sind und das bekommt man nicht mit einfachen Schneiden heraus. Die Software verschönert zum einen den Klang und zum anderen sparen wir sehr viel Zeit mit diesem Tool.

C90 Studio: Wo informierst du dich über neue Trends für Sprachaufnahmen?

Moritz:
Der „Verband deutscher Tonmeister“ ist immer eine gute Anlaufstelle. Wie gesagt, momentan ändert sich nicht so viel. Wenn im Übertragungsbereich, sich etwas ändert, bekommen wir die Informationen über die Hersteller, wenn zum Beispiel neue Produkte zum transferieren von Sprache veröffentlicht werden. Wir nutzen Sessionlink um uns und die Sprecher über das Internet für eine Remote Aufnahme zu verbinden. Die haben gute News zu neuen Produktfeatures und Updates auf ihrer Website. Neu ist, dass die Browser von Safari und Firefox jetzt auch dafür genutzt werden können. Früher ging das nur mit Google Chrom.

C90 Studio: Welche Tipps kannst du Sprecher*innen für eine gelungene Aufnahmen mitgeben?

Moritz: Immer genügend trinken, das minimiert die Plop- und Klickgeräusche.
Darauf achten, dass die Umgebungsgeräusche gering sind, das Rausfiltern hinterlässt immer auf der Aufnahme Spuren, der Raum darf nicht zu viel Hall haben und die Sprecher*innen sollten nicht so nah ans Mikrofon gehen, da der Bass dann immer lauter wird, so dass ein Nahbesprechungseffekt entsteht, den man schwierig wieder herausbekommt. Ganz einfach, aber natürlich wichtig ist der Popschutz.

Vielen Dank für das Gespräch.